Wir hatten ja schon im Fettartikel gemaunzt, dass wir das Krillöl extremst interessant finden und alles Material was wir bis dahin gesichtet hatten, sah auch sehr erfolgversprechend aus. Jetzt haben wir uns endlich mal eingehender damit beschäftigt, weil wir immer mal wieder fehlinformierte Aussagen in diversen Gruppen oder Foren gefunden haben und das schade finden, denn Krillöl hat deutlich mehr Beachtung verdient.

Hier sind unsere Ergebnisse:

Ja, was ist denn das Krillzeug überhaupt?

Der Krill (ein Wort norwegischen Ursprungs, bedeutet „Walfutter“) ist eine Krebsart, die bis zu 6 cm groß werden kann und dann ca. 2 Gramm wiegt. Er lebt in riesengroßen Schwärmen, welche sich von Phytoplankton ernähren, dabei speziell von Kieselalgen. Der kleine Krill hat die Verstoffwechslung von Plankton bis zum Sonderpreis für das Lebenswerk entwickelt. Der extrem säurehaltige Magen und spezielle Enzyme, die unter dem Enzymnamen Krillase zusammengefasst sind, sorgen einerseits für eine rasende Verdauung des schwer aufzusplittenden Planktons, aber genauso sorgen sie nach seinem Tod dafür, dass er sich umgehend von innen heraus vollständig zersetzt.

Krill muss daher innerhalb von 10 Minuten nach dem Fang verarbeitet und/oder schockgefrostet werden. In den Verzehr für Krilllasagne und andere Spezialitäten gelangt nur das Fleisch, welches sich in der Schwanzspitze befindet. Der Krill wird üblicherweise in genormte Blöcke, die wie Pizzakartons aussehen, gleich nach dem Fang eingefroren.

Das Krebsgetier wird bis zu 6 Jahre alt und dient nicht nur Walen als Futter, sondern auch Robben, Eisfischen, Tintenfischen, Pinguinen, Albatrossen und anderen Vögeln. Krill findet man nicht nur in arktischen Gewässern, man findet ihn überall im Meer, insbesondere jedoch dort, wo er sich weit unter das Eis zurückziehen kann.

Für Krillöl relevant ist nur der Antarktische Krill mit dem Namen Euphausia superba.

Forschung und Krill

Ursprünglich war der Gedanke, als man 1976 mit den Forschungen begann, dass Krill eines Tages den Welthunger stillen könnte. Das Fleisch wird als äußerst delikat bezeichnet, quasi als „Feinkostgarnele“.

Schnell lernte man aber, dass das Fleisch allein viel zu schade ist und dass die einzelnen Bestandteile des Krills viele Gesundheitsrekorde brechen.

So hat zum Beispiel für die Medizin das Enzympaket ‚Krillase‘ eine besondere Bedeutung, gibt es doch keinen anderen Wirkstoff, der z.B. bei Brandwunden abgestorbenes Gewebe so schnell auflöst und reinigt wie diese Enzymkombination. Auch für die Gingivitis ist es ein wahres Wundermittel. So gibt es bereits Kaugummi mit dem Enzymwirkstoff ‚Krillase‘. Und selbst in der Restauration von Kunstwerken finden die Enzyme Anwendung.

Das begehrte Chitin aus dem Krebspanzer und daraus gebildete Chitosan findet sich in Kosmetika und als in Deutschland nicht genehmigtes Präparat zum Abnehmen, da es nicht nur das ‚böse‘ Fett bindet sondern sich auch negativ auf den Vitaminhaushalt der fettlöslichen Vitamine auswirkt. Chitin gilt übrigens auch als guter Phosphatbinder bei nierenkranken Katzen und kommt beim Krill in einzigartig reiner Form vor.

Das getrocknete Fleisch des Krills findet seinen Platz in der Aufzuchtnahrung von Tieren. Werden diese doch widerstandsfähiger und schneller groß. Und rosa. *kicher* Deswegen findet Krill mittlerweile auch seinen festen Platz als Nahrungsmittel in Lachszuchten, da es dem Lachsfleisch so eine schöne rosa Farbe gibt.

Krillprodukte im Handel

Frischen Krill findet man aufgrund der Enzymproblematik gar nicht im Handel. Ganzen Krill findet man dagegen zum Beispiel als Fischfutter für Aquarienfische bei den üblichen Frostfutterherstellern. Man bekommt ihn gefriergetrocknet oder als Mehl.

In Japan ist Krillfleisch seit Jahrzehnten ein Standardnahrungsmittel und kam lange Zeit in Dosen einher.

Selbst auf die Idee Krill als Katzenfutter zu verwenden ist schon jemand gekommen, wie die Sorte „Krill und Ei“ vom Hersteller „Against the Grain“ (sehr sympathisch) zeigt. Eine der getrockneten Varianten fand sich bis vor einigen Monaten auch in dem Supplemente-Mix „TC Premix“ vom Tatzenladen. Dort sogar aus eigener Herstellung. Mittlerweile ist jedoch die Bezugsquelle erloschen, so dass wieder eine Omega-3-Quelle gesondert hinzugefügt werden muss.

Am bekanntesten ist aber vermutlich das Krillöl.

Wie wird Krillöl gewonnen?

Für Krillöl wird der ganze Krill verwendet und das Öl mittels Extraktion direkt vor Ort gewonnen. Dabei unterscheidet man zwischen der Kalt-Extraktion und der Warm-Extraktion. Dazu wird, wie der Name schon sagt, bei der Warm-Extraktion der Krill erwärmt und das Öl gewonnen. Das Resultat ist eine höhere Menge an Krillöl, welche jedoch weniger aktive Inhaltsstoffe aufweist und daher im Handel auch preiswerter angeboten werden kann.

Nur bei der Kalt-Extraktion ist gewährleistet, dass alle Wunderwaffen des Krills in das Öl übergehen. Während es beim Fischöl absolut undurchsichtig ist wer welches Öl herstellt ist dies bei Krillöl recht einfach. Besonders bekannt ist die Firma Neptune Technologies aus Kanada, die das Patent für die Kalt-Extraktion mit dem Namen Neptune Ocean Extract™ hält und welche den meisten Produkten auf dem Markt den Namen gibt. So gibt es heutzutage viele verschiedene Marken, aber solange auf dem Etikett etwas von NKO® steht weiß man woher es kommt.

Neben dem Premiumprodukt gibt es mittlerweile ein preiswerteres Öl von Neptune, das EKO™, welches auch ohne aufwändiges Lizenzverfahren erhältlich ist. Ein anderes Unternehmen ist Aker BioMarine AS aus Norwegen, die laut Meinung einiger Umweltbehörden mit ihrem Verfahren Eco-Harvesting™ alles noch ein wenig richtiger macht und mit QRILL™ Pet ein getrocknetes Krillöl speziell für die Tierfuttermittelindustrie anbietet.

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Qualität von Krillöl

Fischöl wurde in der Boulevard-Fachpresse auch schon als Giftmüllentsorgung bezeichnet. Krillöl kommt dabei gleich deutlich besser weg. Es ist quasi der Saubermann unter den Omega-3 Ölen tierischen Ursprungs.

Da der Krill nicht gezüchtet wird, sondern in seiner natürlichen Umgebung aufwächst und am Anfang der Nahrungskette steht, ist auch der Gehalt an Stoffen sehr rein. Ebenso müssen durch die Enzymproblematik die Bestände umgehend verarbeitet und tiefgefroren werden.

Dennoch wurden in Krill als natürlicher Kost von Pinguinen auch schon Pestizide gefunden. (Corsolini et al.) ((Occurrence of organochlorine pesticides (OCPs) and their enantiomeric signatures, and concentrations of polybrominated diphenyl ethers (PBDEs) in the Adélie penguin food web, Antarctica)) Krill, der für die o.g. Produkte verwendet wird, wird aber sehr genau auf Schadstoffe untersucht, ebenso auf Schwermetalle und Cäsium.

Die Kapsel vom Krillöl besteht üblicherweise aus Fischgelatine und das Öl sollte keine Zusatzstoffe wie Vanille, Sonnenblumenöl oder andere pflanzliche Öle enthalten.

Wozu überhaupt Omega-3-Fettsäuren?

Im „Fettartikel“ haben wir das ganz ausführlich beschrieben. So hat das Fleisch von grasgefütterten Tieren ein n-6:n-3 Verhältnis von 3:1, während Fleisch aus der ‚Massenproduktion‘ – zumeist mit Getreide ernährt – ein n-6:n-3 Verhältnis von 20:1 und schlechter hat. Omega-3-Fettsäuren werden daher gezielt zum Katzenfutter hinzugefügt und weil DHA und EPA ohnehin von der Katze benötigt werden nimmt man gleich ein Präparat, welches diese von Haus aus enthält. Dies ist i.d.R. Lachsöl oder allgemeiner gesagt ‚Fischöl‘.

Dabei spielt es keine Rolle ob das Futter aus Dosen kommt, gekocht wird oder roh verwendet wird wie beim BARFen. Die Thematik des u.U. ungünstigen Fettsäureverhältnisses basiert allein auf der Ernährung des fleischliefernden Tieres.

Obwohl die Omega-6-Fettsäuren im Überschuss für viele entzündliche Krankheiten verantwortlich sind, nehmen sie doch einen wichtigen Platz im Körper ein und sind unverzichtbar. Allein das Gehirn besteht zu 60% aus essenziellen Fettsäuren, die – wie das Wort essenziell schon sagt – vom Körper nicht selbst gebildet werden können. Und ein Drittel davon sind Omega-3-Fettsäuren. Mittlerweile ist im Menschenbereich in den USA schon einer von sechs Zweibeinern an einer entzündlichen Krankheit erkrankt wie z.B. Arthritis, Herzkrankheiten, Asthma oder Krebs. Auch neurologische Erkrankungen wie Alzheimer oder sogar Depressionen sind untrennbar mit dem Omega-6 Überschuss verbunden. Bei uns Katzen sieht man auch sehr viel mehr chronische Krankheiten als noch vor 30 Jahren.

Ob Krillöl sich ebenfalls zum Ausgleich der Fettsäuren eignet, oder ob Fischöl besser ist, das gucken wir uns jetzt einmal an.

Bestandteile von Krillöl

Krillöl, das ja kein richtiges Öl im eigentlichen Sinne ist, wartet mit richtigen Kalibern in der Krill-Öl-Gang auf. Dem rotgefärbten Astaxanthin-Hulk, der ein wahrer Immunsystembooster ist. Den Geschwistern DHA und EPA, eben jene Omega-3-Fettsäuren, welche die Katze nicht selbst ausreichend bilden kann und daher unverschlüsselt aus der Natur aufnehmen muss, die Phospholipide, die Wasser mit Öl verbinden können und weil ein Antioxidans-Schwergewicht nicht genug ist kommt der kleine Vitamin-E-007 auch gleich mit, mit der Lizenz freie Radikale zu töten.

EPA/DHA

EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) sind die biologisch aktivsten Omega-3-Fettsäuren. Bei der Katze wirken sie genau wie bei allen anderen Säugetieren, nur dass Katzen sie aufgrund einer nur sehr geringen Δ6-Desaturase-Aktivität nicht oder wie Pawlosky et al. ((Essential fatty acid metabolism in the feline: relationship between liver and brain production of long-chain polyunsaturated fatty acids )) nachgewiesen haben, nur sehr gering aus der α-Linolensäure (ALA) verstoffwechseln können und sie daher – wie eingangs erwähnt – essenziell sind.

Prinzipiell haben Studien nur positive Eigenschaften nachgewiesen, jedoch gibt es auch Auswirkungen bei Überdosierungen. So haben Saker et al. ((Manipulation of Dietary (n-6) and (n-3) Fatty Acids Alters Platelet Function in Cats )) herausgefunden, dass eine hohe Dosierung über einen Zeitraum von 16 Wochen zu einer signifikanten Erhöhung der Blutungszeit bei Katzen führt, während andere Gerinnungsparameter jedoch nicht verändert werden.

Bauer et al. ((Therapeutic use of fish oils in companion animals)) betrachten 225mg-450mg EPA+DHA pro Katze täglich als empfehlenswert und sicher, höhere Gaben sollten nur unter tierärztlicher Aufsicht gegeben werden.

Krillöl-Kapseln enthalten zumeist 500mg Krillöl und davon – kaltextrahiert – ist der Gehalt an EPA + DHA i.d.R. ungefähr 120mg. Das ist weniger als bei vielen Lachsöl-Kapseln, aber dazu kommen wir gleich noch einmal, man kann nämlich keine Äpfel mit Birnen vergleichen.

Phospholipide

Während die EPA/DHA je nach Qualität in Fischölen an Triglyzeride oder Etylesther gebunden sind, sind sie in Krillöl an Phospholipide gebunden, und zwar vor allem an Phosphatidylcholin.

DHA-Phospholipide sind wesentliche Bestandteile der kätzischen Zellmembrane, besonders der Nervenzellmembrane und sind im Darm wesentlich besser resorbierbar als Triglyzeride.

Sie liefern bereits den perfekten Baustoff für alle Zellen. Phospholipide sind auch die Form, in die Fischöl am Ende im Körper umgewandelt wird und welche den Gehalt im Blut messbar machen. Das Baumaterial kann also fast unverändert verwendet werden und liegt beim Krillöl in natürlicher Form vor.

Phospholipide sind amphiphil, d.h. sie weisen Lipophilie und Hydrophilie zugleich auf. Dadurch ist es den Phospholipiden möglich zwischen Wasser und Öl zu vermitteln.

Astaxanthin

Krillöl wird mittlerweile auch schon als „pink gold“ bezeichnet – angelehnt an die Goldgräberzeiten. Das was zu dem „pinken“ im Namen führt, das ist der Wirkstoff Astaxanthin, welches dem Krebstier seine rosa Farbe gibt. Es ist deswegen ebenfalls ein begehrter Farbstoff.

Tiere, die sich von Plankton oder Kleinkrebsen ernähren, haben daher selbst eine „pinke“ oder rote Farbe wie es bei Lachsen, Hummer, Shrimps oder dem wohl außergewöhnlichsten „Astaxanthisten“ in dieser Reihe, dem Flamingo der Fall ist. Als Tierfutter wird Astaxanthin auch synthetisch hergestellt, beim Krillöl liegt es in natürlicher Form vor.

Aber nicht nur für die Farbe ist es zuständig, neben den antioxidativ wirksamen Vitaminen A und Vitamin E findet sich im Krillöl auch der Superstar unter den Antioxidantien.

Astaxanthin gehört zu den Carotinoiden, verwandt und verschwägert mit dem Beta-Carotin, aber mit einer 10-fach stärkeren Wirkung. Diese Wirkung des vitaminähnlichen Stoffes besteht insbesondere in einem starken Antioxidans, welche in der Lage ist die Blut-Hirn-Schranke oder die Blut-Retina-Schranke zu überwinden.

Ein Antioxidans ist dafür zuständig die bei der im Körper durch die natürliche Oxidation entstehenden „freie Radikale“ zu stellen und wieder zu reparieren. Sind zu viele freie Radikale im Körper vorhanden und zu wenig Antioxidantien, dann ist dies ein Auslöser für alle möglichen Krankheiten, bis hin zu Krebs. Jedoch ist nicht jedes Antioxidans automatisch der Heilbringer für jede Krankheit, bei Lungenkrebs wurde zum Beispiel der bekannte ‚Bruder‘, das Vitamin E, als kontraproduktiv in Studien bei Menschen aufgezeigt. Dies gilt jedoch nicht für die Gruppe der Carotinoide.

Obwohl Katzen nicht aus Beta-Carotin das lebensnotwendige Vitamin A bilden können, sind sie dennoch in der Lage das Beta-Carotin zu nutzen und wie in diversen Studien nachgewiesen wurde sogar in einer sehr effektiven Art und Weise. Die bekanntesten Studien dazu findet man bei Parks et al. ((Astaxanthin stimulates cell-mediated and humoral immune responses in cats)), Kim et al. ((Modulation of humoral and cell-mediated immune responses by dietary lutein in cats)), Green et al. ((Domestic cats convert [2H8]-β-carotene to [2H4]-retinol following a single oral dose)) und auch auf Katzen mit Nierenerkrankungen haben Carotinoide eine positive Funktion, da sie den oxidativen Stress lindern, wie Yu et al. ((Dietary supplements of vitamins E and C and beta-carotene reduce oxidative stress in cats with renal insufficiency )) herausgefunden haben.

Diese Wirksamkeit, mit oxidativem Stress umzugehen, wird im sog. ORAC-Wert (Oxygen Radical Absorbance Capacity) ausgedrückt. Er liegt beim Astaxanthin schon 10 mal höher als Beta-Karotin und 500 mal höher als Vitamin E, ist aber noch lange nicht der Meister der ORACs. Da finden sich bei Beeren und vor allem den Sprossen durchaus uneinholbare Angeber, aber man muss ja mal den Krill im Teich lassen und betrachten, was wir Katzen tatsächlich essen. Und da stehen Beeren nicht gerade an erster Stelle.

Sprossen hat die Mama aber kürzlich erst für sich entdeckt und prüft noch inwiefern sich die auch als Ballaststoff für uns Haustiger eignen. Da wird es dann nochmal einen extra Artikel zu geben.

 Zusätzlich zu den oben genannten Inhaltsstoffen enthält Krillöl noch das bekannte Vitamin A und E in natürlicher Form und Cholin, welches für die Katze nicht besonders erforscht ist, aber ebenfalls eine wichtige Aufgabe im Pankreas des Katzenkörpers einnimmt. Fleisch und Leber enthalten eigentlich ausreichend Cholin um den Bedarf zu decken.

In Summe ergibt alles, was wir oben genannt haben, eine einzigartige Komposition und wir werfen jetzt mal eine Zahl in den Raum: 378.

In den Brunswick Laboratories of Wareham wurde nämlich geORACt und das Krillöl von Neptune, das NKO®, in einer Reihe von Tests mit anderen Mikronährstoffen verglichen. Hier sind die Ergebnisse:

ORAC-Werte:

Vitamine A und E 1,25
Lutein 8
Fischöl   8
Coenzym Q10 11
Astaxanthin   51
Lycopin   58
NKO® 378
Himbeeren 4.882

 

Allerdings muss man auch hier wieder relativieren, die Werte beziehen sich nämlich auf jeweils 100g. Beim Menschen würde jetzt sowas kommen wie „eine Handvoll Beeren enthält schon mehr ‚ORAC‘ als Krillöl“. Und dass man mal eben locker 100g Himbeeren wegputzt ist für euch Menschen auch viel wahrscheinlicher als für uns Katzen. So gesehen reicht also eigentlich der Vergleich mit dem Fischöl schon aus. Und für diesen Artikel sowieso.

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Krillöl vs. Lachsöl (Fischöl)

Das erste was einem auffällt, wenn man ein Döschen Krillöl in die Hand nimmt ist der im Vergleich sehr geringe DHA/EPA-Gehalt. Das sind die Fettsäuren, welche – wie oben schon erwähnt – die Katze nicht ausreichend selbst bilden kann und die wir deswegen als Ausgleich zum Futter dazugeben, um die heutigen Mängel der ‚Fleischproduktion‘ abzumildern.

Was man als erstes sagen muss wenn die beiden Öle in einem Satz genannt werden:

Krillöl ist kein Fischöl!

Das wird ganz besonders deutlich, wenn man sich die Bestandteile und den daraus resultierenden unterschiedlichen Weg durch den Stoffwechsel anschaut. So ist im Gegensatz zum Fischöl, welches an ölige Triglyzeride gebunden ist, das Krillöl an emulsionsartige Phospholipide gebunden. Phospholipide können sowohl mit Öl als auch mit Wasser voll gut und müssen in der Leber nicht extra von Wasser in Wein äh von Öl in Wasser umgewandelt werden. Krillöl überspringt quasi einen Schritt und kann deswegen auch deutlich besser vom Körper aufgenommen werden, hat also eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit.

Das Krillöl ist schon längst am Ziel während das Lachsöl noch ächzt.

Diese Bioverfügbarkeit ist auch schon der erste bemerkenswerte Aspekt beim Krillöl. Bioverfügbarkeit sagt aus, wie gut ein Nährstoff vom Körper aufgenommen werden kann.

Wenn man Krillöl mit Lachsöl vergleichen möchte, dann muss man wissen, dass es alleine innerhalb dieser Kategorie „Fischöl“ 3 unterschiedliche Qualitätsstufen gibt.

  1. Triglyzeride
  2. Ethylester
  3. Synthetische Triglyzeride

1. Triglyzeride

In diese Kategorie fällt das natürliche, unbehandelte Öl, welches nach dem Pressvorgang übrigbleibt. Die Alternativmedizinler schätzen die natürliche Substanz, die auch viele Vitamine behält, jedoch behält er genauso alle Schwermetalle, PCB und Dioxin, welche sich im Laufe seines Lebens im Lachs angesammelt haben. Die Schwermetalle prägen zu einem großen Teil den Begriff „Sondermüll“, den wir eingangs schon mal erwähnt hatten. Aufgrund der natürlichen Umgebung ist dieses Öl besonders bioverfügbar, hat jedoch nur sehr geringe Gehalte an EPA und DHA.

2. Ethylester

Ethylester entstehen, wenn die Triglyzeride aus (1) molekular destilliert werden. Dabei handelt es sich um ein Trennverfahren für temperaturempfindliche Stoffe, die dadurch schonend getrennt werden, auch Kurzwegdestillation (KWD) bezeichnet. Durch diesen Vorgang werden Verunreinigungen entfernt. Das Produkt ist jetzt konzentrierter als (1), jedoch nicht so gut bioverfügbar.

3. Synthetische Triglyzeride

Diese sind das Ergebnis, wenn die Ethylester aus (2) wieder zurückverwandelt werden in Triglyzeride. Da dabei der Verbund mit anderen Stoffen aufgelöst wird sind diese nicht mehr im eigentlichen Sinne natürlich, wodurch auch die Bioverfügbarkeit sinkt.

Leider kann man bei den meisten Produkten nicht erkennen zu welcher Kategorie es gehört. Einzig und allein der Gehalt an EPA+DHA mag Aufschluss geben. Manchmal steht es auch drauf. Meistens nicht. Und bekommt man das Öl in Flaschen ist es aller Wahrscheinlichkeit nach die Kategorie 1. Wenn es leicht rosa ist, dann sowieso.

Vorweg: In Studien durfte Krillöl gegen Fischöle aus der Kategorie 2 und 3 antreten und setzte sich unangefochten durch.

Aber.

Es gibt keine Studien zu Krillöl und Katzen.

Und.

Seit einigen Studien ist man auch etwas weniger begeistert, was das Lachsöl und die tolle Wirkung angeht. So hat man in diversen Humanstudien herausgefunden, dass der isolierten DHA und EPA vermutlich die natürliche Umgebung, das ‚Trägermaterial‘ fehlt. Studien mit Fischöl der Kategorie 2 und 3 hatten in Kombination mit Vitamin E oder A bei Lungenkrebs sogar gegenteilige Auswirkungen. So ist es ebenfalls nicht überraschend, dass Fischöl der Kategorie 1 die beste Bioverfügbarkeit besitzt. (Beckermann et al.) ((Comparative bioavailability of eicosapentaenoic acid and docosahexaenoic acid from triglycerides, free fatty acids and ethyl esters in volunteers))

Die Kategorie 2 mit dem Ethylester soll zudem nicht besonders stabil sein und unschöne Nebenprodukte beim Oxidationsvorgang bewirken. (Song et al.) ((Oxidative stability of docosahexaenoic acid-containing oils in the form of phospholipids, triacylglycerols, and ethyl esters)) Unglücklicherweise sollen die Mehrheit der erhältlichen Öle auf Ethylester-Basis hergestellt sein. 

Noch ein Tipp: Wer wissen möchte, ob es sich bei seinem Lachsöl-Produkt um eines auf Ethylester-Basis handelt, der muss einfach nur ein wenig Öl in einen Styroporbecher geben. Wenn es Ethylester sind, dann frisst sich das Öl nach 10 Minuten durch den Becher. Bei Ölen auf Triglyzerid-Basis wären erste, viel schwächere Reaktionen erst nach 2-3 Stunden zu sehen.

Und es geht sogar noch einen Schritt weiter. In einer Studie wurden 2 Lachsöl-Qualitäten untersucht, die gegen frischen Lachs angetreten sind. Visioli et al. ((Dietary intake of fish vs. formulations leads to higher plasma concentrations of n-3 fatty acids)) fanden heraus, dass die Lachsfresser einen 2- und 9-fach höheren Wert an EPA+DHA im Blut hatten als die Kapselschlucker. Eine andere Studie von Chowdury et al. ((Association between fish consumption, long chain omega 3 fatty acids, and risk of cerebrovascular disease: systematic review and meta-analysis)) belegt ähnliches. Es gibt eigentlich keine wirklichen Argumente, warum es bei den Katzen anders sein sollte. Und jetzt schwenken wir wieder auf die Katzenernährung um.

Gerade mal 30g roher Lachs (Atlantik, Wildfang, Salmo Salar) decken den EPA+DHA Wert ebenso, wie eine Kapsel das sollte. Frischer Lachs kommt im natürlichen Fettverbund einher, mit so tollen Nährstoffen im Gepäck wie Vitamin D, Selen, weiteren Fettsäuren oder Aminosäuren. Lediglich Vitamin E fehlt dem Lachs.

Und das ist nochmal ein anderes Thema. Auch für Fischöle ist Vitamin E wichtig. Kauft man es in Flaschen sollte man ein paar Tropfen dazugeben. Und sollte man sich für Lachs statt Kapseln entscheiden, müsste es ebenfalls zwingenderweise dazugegeben werden.

Beim Krillöl werden einem alle Entscheidungen abgenommen. Es kommt mit Vitamin E einher, es ist natürlich gebunden in reiner Form, über PCB, Dioxin oder Schwermetalle muss man sich keine Gedanken machen. Dazu hat es noch einen besseren Schutz gegen freie Radikale.

Was die Wirkung angeht, so hat sich herausgestellt, dass auch eine geringere Menge an Krillöl immer noch dieselbe Wirkung hat wie Fischöl. So waren das bei Ulven et al. 62,8% ((Metabolic Effects of Krill Oil are Essentially Similar to Those of Fish Oil but at Lower Dose of EPA and DHA, in Healthy Volunteers)) Krillöl, die denselben Effekt hatten wie Fischöl. Bei anderen Studien kamen 2,5 bis 3-fach bessere Werte heraus, weswegen man grob festgelegt hat, dass 500mg Krillöl 1.000mg Fischöl entsprechen.

Worauf man am Ende noch hinweisen sollte, ist, dass die Studien bisher allesamt Kurzzeitstudien waren. Eine Langzeitstudie gibt es bisher nur für Zweibeiner und da kam schon das ein oder andere verwunderliche zum Vorschein. Man sollte also das ein oder andere Auge auf die zukünftigen Erkenntnisse haben. Wir können auch nur den derzeitigen Stand wiedergeben, werden euch aber über Neuerungen natürlich sofort informieren. Allein an den ganzen neuen Erkenntnissen, die hier schon deutlich detaillierter sind als im Fettartikel sieht man, dass sich der „Fischmarkt“ stark bewegt. Wir bewegen uns mit.

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Dosierung & Lagerung & Handling

Krillöl könnte problemlos mit eingefroren werden und erleidet keine Verluste. Erhitzt oder in warmem Wasser aufgelöst werden sollte er dagegen nicht. Alles über 40°C gilt als kritisch.

Die Kapseln sind i.d.R. 3 Jahre haltbar – bei Krillöl gibt es kein Problem mit der Oxidation, da die Antioxidantien sehr stark sind. Dennoch sollten sie in einem dunklen Behälter aufbewahrt werden. Ein trockener und kühler Platz (20°C) reicht aus.

Lebt man in einer der eher heißeren Regionen sollte Krillöl besser im Kühlschrank aufbewahrt werden. Dazu muss es aber zwingend in einen gut verschließbaren Glasbehälter umgefüllt werden, da die Kapseln sonst Feuchtigkeit anziehen und fest zusammenkleben.

Krillölkapseln sind deutlich fester und kleiner als die meisten Fischölkapseln. Dadurch ist es auch etwas schwieriger sie mit dem Standard-Rouladenspießchen anzustechen, wie das hier bei uns üblich ist. Die Mama ist deswegen dazu übergegangen die mit der Spitze der Geflügelschere in der Mitte durchzuschneiden und die Hüllen dann einfach mit im Futter zu lassen.

Krillöl und Gesundheit

Krillöl stammt von Schalentieren. Sollte der unwahrscheinliche Fall bestehen, dass Katz allergisch gegen Meeresfrüchte oder Schalentiere ist, dann fällt es als Supplement raus. Krillöl enthält offenbar noch Tropomyosin, welches als Hauptallergieauslöser gilt. (Motoyama et al.) ((Identification of tropomyosins as major allergens in Antarctic krill and mantis shrimp and their amino acid sequence characteristics))

Aufgrund des oben erlernten Effekts von EPA+DHA auf die Blutungszeit ( Saker et al.) ((Manipulation of Dietary (n-6) and (n-3) Fatty Acids Alters Platelet Function in Cats )) sollte die zusätzliche Gabe von Omega 3 Ölen vor anstehenden Operationen eingestellt werden. Omega 3 Öle sind zudem bei Zweibeinern mit Vorsicht zu genießen, wenn regelmäßig Beta-Blocker oder Entwässerungsmedikamente eingenommen werden. Im Katzenwunderland haben wir dazu nichts gefunden, aber ein Gespräch mit dem Doc über dieses Thema ist sicher nicht verkehrt.

Prinzipiell kann man sagen, dass alle Gesundheitszustände, bei denen entzündliche Prozesse mitwirken oder ursächlich waren, von der Gabe von Krillöl deutlich mehr profitieren können als von der Gabe von Lachsöl.

Beim Menschen hatte Krillöl auch sehr positive Auswirkungen auf Depressionen.

Krillöl und die Umwelt

Während die nackten Zahlen dem Verbraucher ein ruhiges Gewissen einreden, gibt es doch erste Ansätze von „Goldgräberstimmung“ auf der Suche nach dem begehrten Rosa Gold.

So wird jeder zustimmen, der hört, dass Euphausia Superba mit geschätzten 500 Millionen Tonnen Biomasse die Tiergattung mit den meisten Vertretern seiner Art ist. Wenn man dann hört, dass davon gerade mal 0,04 % dieser Art gefangen werden, dann kann man sich vorstellen, dass dies kein bedeutender Eingriff in das Ecosystem der Arktis ist.

Wenn man sich dann aber überlegt, dass einen vermutlich auch 5% nicht geschockt hätten, dann fragt man sich: ‚Woran liegt das, dass die Fangquote so gering ist, wenn man so viel Geld damit machen kann? Liegt es an den widrigen Umgebungsbedingungen, an Eis und Kälte? Liegt es daran, dass es nicht genug Schiffe als fahrbare Produktionsstätten gibt, die sich bis ins Eis vorwagen? Oder sind auch die 0,04% schon an der harten Grenze dessen was die Natur verträgt?‘

Fest steht, dass nur 12% des gefangenen Krills für den menschlichen Verzehr gedacht ist und aus lediglich 1% Krill Öl hergestellt wird. 45% entfallen auf Krill als Köder für die Sportfischerei und 43% auf Krill als Futter für die Aquakultur. ((http://media.mercola.com/assets/images/infographic/krill-oil-vs-fish-oil.jpg))

Auf der ‚anderen Seite‘ sieht es so aus:

Laut Fettsäureforscher Scott Doughman werden «letztlich sogar 500 kg Fisch benötigt, um 1 kg Omega-3-Fischöl zu gewinnen». Und um 1 kg Fisch zu bekommen werden 20kg Fischfutter benötigt.

Positiv ist noch zu erwähnen, dass es bei Krill keinen Beifang gibt.

Selbstverständlich ist dies ein sehr kritisches Thema. Einigen ist es lieber dass das Ecosystem Arktis unangetastet bleibt. Allerdings stecken in dem ganzen Thema Fischerei so viele Faktoren, die beachtet werden müssten, dass dies einen eigenen Artikel wert wäre. Wir schwimmen nicht mit auf der Euphorie-Welle und haben das Krillöl und den Fang und die Herstellung nüchtern betrachtet und für uns entschieden, dass Krillöl eine gute Option für die Katzenernährung ist.

Um unser Gewissen zu beruhigen haben wir uns daher für ein Produkt entschieden, das Krillöl der Firma Aker Biomarine verwendet, welche als einzige Firma weltweit das MSC-Gütesiegel für umweltfreundliche und nachhaltige Fischerei für ihre Krillprodukte erhalten hat.

So, das wars. Ihr habt fertig.

Mein spezieller Dank geht an die Tippse, auch wenn die uns den ganzen Tag mit Birdy und „People“ beschallt hat. Wenn ich die Vogelfrau erwische, dann tacker ich der mal ein schönes leeres Notenblatt auf den Arm mit meinen Krallen *schwör* Dafür hatte ich aber sehr viel Spaß die Mama bei der Zeile „Oh and if I had a brain“ anzugucken und süffisant zu grinsen.

Euer Professor Jasper

Disce aut discede!

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