Die Frage ist jetzt nur: Und wo ist das drin? Was für Fette nimmt man denn nun wofür?

Wir haben zur Auswahl:
P: Pflanzenöle
T: Tierische Öle/-Fette
F: Fischöl
M: Milchfett

Pflanzenöle kann man auf 3 Arten gewinnen:
– Durch Pressung, bei der das Öl aus dem Kern herausgepresst wird. Wenn die Kerne nicht vorher erhitzt werden, um die Ausbeute zu erhöhen, spricht man von der sog. Kaltpressung. Es können jedoch auch bei der Kaltpressung Temperaturen von bis zu 75 Grad entstehen. Die Rückstände sind hart gepresste Stangen, die man auch noch weiter verwenden könnte z.B. als Ballaststoff. Die vorherige Erhitzung wird als kritisch angesehen, da durch die große Hitze Schadstoffe freigesetzt werden und das Öl anschließend wieder gereinigt werden muss. Biowaren unterliegen noch etwas strengeren Regularien.
– Durch Zentrifugation, bei der die Rohware zerkleinert wird und mit lauwarmem Wasser  vermischt, bevor das Öl dann herausgeschleudert und nachfolgend vom Wasser getrennt wird. Dieses Verfahren wird heute zumeist bei Olivenöl eingesetzt.
– auf dem kombinierten Weg der Pressung in Zusammenarbeit mit Chemie, dabei wird mittels Lösungsmittel „Hexan“ (welches wie alle Lösungsmittel giftig ist) das Fett chemisch aus der Saat herausgelöst und das ganze dann auf 140 Grad erhitzt, wobei  das Hexan verdampft und mit ihm verabschieden sich auch alle wertvollen Nährstoffe. Ebenso verbleibt ein winziger Teil des Hexans im Öl, das ist laut Lebensmittelrecht zulässig.

Die Tierischen Fette entstehen, wenn die entsprechenden Fettteile des Tieres (Flomen) bei geringer Hitze unter Druck durchgefiltert werden, entweder durch “Trockenschmelze” bei ca. 115 Grad oder durch “Dampfschmelze” bei deutlich niedrigeren Temperaturen. Die Dampfschmelze ist das bessere Verfahren, wenn eine höhere Qualität gewünscht wird.

Milchfett entsteht, wenn das Milchfett von der Rahm getrennt wird. Milchfett hat ein eher ungünstigeres Fettsäuremuster, vor allem, wenn die Kühe nicht mit Pflanzen ernährt wurden, weswegen Milchfette bei der Rohfütterung eine eher untergeordnete Rolle spielen sollten.

Fischöl wird durch Erhitzen, Auspressen, Ausschmelzen oder einfaches Ausklopfen gewonnen. Fischöl wird auch „Tran“ genannt. Bei Fischölen könnte noch der Aspekt der Schwermetalle wie z. B. Quecksilber Beachtung finden.

Eingangs haben wir uns ja gefragt, wie „risikoreich“ das jeweilige tierische Fett sein mag. Umweltschadstoffe  und Gifte wie Dioxine lagern sich teilweise bevorzugt in der Fettschicht eines Tieres ab. Wir haben versucht herauszufinden wie belastet die Fette sein könnten, haben aber nur Artikel und Berichte von offiziellen Organen gefunden, die eigentlich alle sagen, dass bei den regelmäßig stattfindenden Kontrollen und den verbesserten Testverfahren die Schadstoffbelastung eher rückläufig ist. Es hängt also nur zu einem geringen Teil vom Ausgangsmaterial ab, wie „schlecht“ das jeweilige Fett ist, zum Hauptteil aber vom jeweiligen Herstellungsverfahren. Die „Bio“ Ethik setzt übrigens nicht nur auf einen natürlichen Umgang mit den Ausgangsstoffen (keine Pestizide, artgerechte Ernährung) sondern hat sich auch die schonenderen Herstellungsverfahren auf die Fahne geschrieben. So dürfen selbst bei der Kaltpressung 60 Grad „Kerntemperatur“ nicht überschritten werden, für bestimmte Öle sogar nur 40 Grad – und die haben wir teilweise auch im Sommer.

Ein Hauptproblem aller Öle und Fette ist, dass sie schnell ranzig werden können. Manche sind aber auch über Monate stabil. Man sollte sie – um die Ranzigkeit zu vermeiden und um so lange wie möglich etwas von den teilweise sehr teuren Ölen zu haben – diese immer an einem dunklen kühlen Ort aufbewahren. Die Öle sind als „Langketten“ zudem auch hitzeempfindlich. Bei Katzen sollte man also lieber zur kleineren Flasche zurückgreifen.

Nachfolgend einmal ein paar gewöhnliche und ein paar außergewöhnliche Öle aufgeführt.

(T) Schweineschmalz
Bei Schweineschmalz besteht keine Gefahr, dass dieses den Aujeszky-Virus enthält, da dieser bei Hitze abgetötet wird.
(T) Gänseschmalz
Herkömmliches Gänseschmalz enthält für eine festere Konsistenz auch 10% Schweineschmalz. Gänseschmalz sollte wie jedes Fett immer pur gegeben werden, ohne Gewürze oder Zwiebeln
(T) Entenschmalz

(T) Rindertalg
ist quasi der “Rinderschmalz”, hat nur einen höheren Schmelzpunkt und wird daher Talg genannt.
(T) Rinderfettpulver
Tja, dies ist eines der wenigen „Fette“ bei dem wir nicht viel gefunden haben. Wir wissen nicht, wie es hergestellt wird und ob es als Fettzugabe taugt. Was wir wissen ist, dass die verfügbaren Produkte meist 20% Traubenzucker/Glucose enthalten und allgemein als guter Animationsstoff gelten, die Katze zum Fressen zu bewegen. Sobald wir weitere Erkenntnisse haben werden wir sie ergänzen.
(T) Geflügelhaut allgemein, (T) Hühnerhaut

Die Haut von Geflügel ist sehr fettreich. Hühnerhaut hat einen Fettanteil von 41%. Der Rest besteht aus Wasser (46%) und Proteinen (12%). Mit Haut als Fettzugabe hat man das Problem, dass man etwas mehr dazugeben muss um auf den Fettwert zu kommen und Geflügelhaut aber einen ungünstigen Arachidonsäurewert aufweist, sowie den höchsten Linolsäurewert bei den tierischen Fetten überhaupt (8,4 g/100g). Im Vergleich dazu: Muskelfleisch enthält im Durchschnitt 0,4g Linolsäure (LA)  auf 100g. Dadurch ist der Überschuss an Omega 6 Fettsäuren zu unnatürlich um sinnvoll ausgeglichen werden zu können. Bei artgerecht ernährten Hühnern wird es weniger dramatisch aussehen, leider liegen uns dazu keine Werte vor um irgendeine Empfehlung abgeben zu können. Eine kleine Empfehlung können wir aber durchaus geben: Bei Rezeptempfehlungen in amerikanischen Büchern finden wir oftmals, dass nur ein Drittel der Haut drangelassen wird, der Rest wird entfernt.
(T) Hammelfett, (T) Pferdefett
wird wie die anderen Fette hergestellt, mehr haben wir dazu nicht gefunden. Eine Bezugsquelle ebenfalls nicht. Der Nährstoffgehalt dürfte ähnlich wie bei den anderen Fetten sein. Ihr wisst mehr? Her damit!
(T) Fettabschnitte (ausser Schwein)
Zu Fettabschnitten muss man nur wenig sagen. Diese kann man entweder selbst herstellen oder beim Metzger seines Vertrauens nachfragen. Da Fettreste vom Schwein noch den Aujeszky-Virus enthalten könnten ist Vertrauen auch angebracht.
(M) Butter
Besteht zu ca. 82% aus Milchfett und darf nicht mehr als 16% Wasser enthalten. Butter enthält auch Milchzucker, was man bei empfindlichen Katzen berücksichtigen sollte.
(M) Butterschmalz
Beim Butterschmalz wurden der Wasseranteil, das Milcheiweiß und der Milchzucker bei ca. 90 Grad entfernt und es so zum „Butter-Reinfett“ gemacht. Durch Zugabe von Wasser könnte es wieder in Butter zurückverwandelt werden.
(M) Ghee
Ist ähnlich wie Butterschmalz ein „Butter-Reinfett“. Ghee wird bei Temperaturen über 100 Grad entwässert und ist nicht wieder zu Butter zurückverwandelbar.
(F) Lachsöl
Über Lachsöl kann man hier vermutlich das Meiste schreiben. Dass es auf die Qualität ankommt wisst ihr bereits. Vielleicht auch, dass Zuchtlachse sogar mit Farbstoffen gefüttert werden, damit das Fleisch schön rosa ist? Wildlachsöl in der Flasche ist eher selten. Lachsöl ist in der Regel nur wenige Wochen haltbar. Ob man da vielleicht doch wieder Kapseln ansticht ist durchaus eine Überlegung wert.
(F) Krillöl
Krillöl wird von antarktischem Krill gemacht, das sind quasi kleine Krebse, die dort nahezu unbegrenzt vorkommen, wo aber trotzdem genau darauf geachtet wird, den Walen das notwendige Futter nicht wegzunehmen. Mit Krill wird schon ewig geforscht, das Öl ist nur ein Produkt, was in den letzten Monaten mit viel Werbung vorangetrieben wird. Vermutlich müssen die Forschungen jetzt irgendwie finanziert werden… Alles weitere über Krillöl und ein paar Updates zum Fischöl findet ihr im eigenen Krillöl-Artikel.
(F) Grünlippmuschelöl
Die Muschel zählt als „Meeresfrucht“ eher in die Kategorie Fischöle. Auch hier sind der DHA und EPA Gehalt höher als bei den Fischölen, man spricht sogar von 7 mal. Wer in Neuseeland Urlaub macht kann sich garantiert mit dem „besten Stoff“ eindecken, hier ist es eher unbekannt, aber durchaus interessant!
(P) Algenöl
Ist relativ interessant, da Algen als Meerespflanzen bereits DHA & EPA enthalten. Und davon nicht wenig. Algenöl ist zumeist nur als Kapsel erhältlich und wird gerne das „vegane Fischöl“ genannt. Man muss unbedingt darauf achten, dass die “EPA” wirklich enthalten sind und nicht wie z. B. bei Beta-Carotin oftmals geschrieben wird, es sei Vit A enthalten, obwohl es erst gebildet werden muss. Menschen können das, Katzen nicht. Weiterhin sollte es möglichst nicht mit z. B. Sonnenblumenöl vermischt und idealerweise kaltgepresst sein.
(P) Weizenkeimöl
Hat einen natürlich hohen Gehalt an Vitamin E und steht deswegen mit auf der Liste. Einerseits um dafür zu sorgen, dass die anderen Fette und Öle im Futter nicht ranzig werden, als auch um den Vitamin E Bedarf innerhalb des Körpers zu decken. Eine andere Funktion hat Weizenkeimöl nicht. Man könnte genauso gut reine Vitamin E Tropfen verwenden.
(P) Borretschöl, Nachtkerzenöl
Diese beiden Öle haben einen hohen Gehalt an Gamma-Linolensäure, welche bei Hautproblemen eine große Rolle spielt. Für die Erfüllung der Bedarfswerte spielen die Öle ansonsten keine wirkliche Rolle
(P) Kokosfett
Kokosöl hat einen hohen Anteil an Laurinsäure. Man sagt der Laurinsäure eine tolle Wirkweise gegen Parasiten (innen und außen) nach. Für die Erfüllung der Bedarfswerte spielt auch Kokosöl ansonsten keine große Rolle

Man sieht also, dass man von den Pflanzenölen nur die mit dem höchsten Gehalt an einzelnen Fettsäuren, die einen zusätzlichen Nutzen haben sollen, verwenden sollte. Bei den Fettsäuren gibt es neben den genannten noch weitere, die auch einen Nutzen für die Katze haben könnten. Die Fischöle dienen lediglich dem Omega 3 Ausgleich, das Milchfett ist nicht ganz optimal, weswegen das „Fett“ in Rezepten durch eines aus der Gruppe der „tierischen Fette“ ausgeglichen werden sollte. Hühnerhaut und Rinderfettpulver bilden die Ausnahme und sollten eher nicht oder nur wenig verwendet werden. Bei allen anderen kann man davon ausgehen, dass 100g der Einzelportion auch 100g Fett enthalten.

Fett und Seife

Häh? Spinnt der Kater? Will der sich jetzt waschen?

Neee, aber der Vollständigkeit halber sollte man in dem Zusammenhang erwähnen, dass aus den ganzen Ölen und Fetten auch Seife hergestellt wird. Nicht nur in Annodazumal sondern hier und heute. Das Fett wird mit einer Lauge aufgekocht, das nennt man dann „Seifesieden“, und einige chemische Reaktionen später entsteht dann irgendwann Seife. Das begegnet uns im nächsten Abschnitt sogar wieder.

Krankheiten, die im Zusammenhang mit Fetten stehen:
Fette gehören zu den Lipiden, weswegen schon mal jede Krankheit, die “lipid” im Namen hat im Zusammenhang mit dem Fettstoffwechsel steht. Dann führt natürlich jede Fehlfunktion eines der am Fettstoffwechsel beteiligten Organe zu Auswirkungen, die in einer Krankheit münden können. Zu den Vitaminen haben wir oben ja bereits einiges geschrieben.

Wir verzichten absichtlich darauf irgendwelche Therapievorschläge zu machen, das überlassen wie den Fachleuten mit einem nennenswerten Abschluss.

Bei den Krankheiten besonders zu erwähnen sind folgende:

„Gelbfettkrankheit“ [Pansteatitis]
Durch den Verzehr von zu viel Fisch und zu wenig Vitamin E versucht der Körper dieses woanders zu entziehen und dabei entzündet sich das Körperfett und es entsteht eine harte, klumpige Masse, eine seifenähnliche Substanz, die sehr schmerzhaft ist.

„Fettleber“ [Hepatische Lipidose]
Im Körper passiert sehr viel mehr, aber wenn die (übergewichtige) Katze hungert (manche Katzen machen das einfach wenn sie sich krank fühlen), dann fängt sie an von ihrem Körperfett zu zehren, was wiederum zur Weiterverarbeitung an die Leber geht. Diese kann die Fettmenge nicht bewältigen und sie setzen sich in der Leber ab und bringen den Fettstoffwechsel zum Erliegen.

Wenn man mit Fettsäuren arbeitet um eine bestimmte Verbesserung zu erzielen wie zum Beispiel bei Hautkrankheiten, dann sollte man nach 2 Wochen bereits eine Verbesserung sehen, eine wirkliche Therapie dauert aber mehrere Wochen.

Und jetzt noch ein Wort zu den ganzen Studien, die wir gelesen und aus denen wir die Informationen gezogen haben. Für viele dieser Studien sind Tiere gestorben. Die schlimmste Studie, die dies auch erwähnt hat 200 Katzen getötet, aufgeschnitten und analysiert. In anderen wird nur von der Auswertung von Hirnmaterial gesprochen, aber jeder weiß wie dies in das Reagenzglas gekommen ist. Sich alleine vorzustellen, wo diese Tiere herkommen und dass sie teilweise nichts anderes gesehen haben als einen Laborkäfig hat uns sehr erschüttert und wir möchten an dieser Stelle all unseren Kumpels gedenken, die im Rahmen von Versuchen und Studien ihr Leben lassen mussten. Wir werden Euer Andenken in der Ernährung weiterführen und all die Erkenntnisse umsetzen, die ihr uns gebracht habt!

Quellenangaben: Aufgrund eines gehörigen Missmanagements von der Tippse (Frauchen) 🙄 hier ein Auszug der wichtigsten Quellen. Nächstes Mal werden wir die Thesen direkt mit der Kennziffer der entsprechenden Studie versehen.

Lynn Curtis – Feline Nutrition
Kymythy Schultze – Natural Nutrition for Cats
Michelle T. Bernard – Raising Cats Naturally

Valerie Gertrud Senger – Wissenschaftliche Bewertung des Einsatzes von Vitaminen und ausgewählten Antioxidanzien in der Ernährung von Katzen, Hunden und Pferden: Anspruch und Wirklichkeit
Platinga, Bosch, Hendriks – Estimation of the dietary nutrient profile of free-roaming feral cats: possible implications for nutrition of domestic cats

Bauer – Fatty acid metabolism in domestic cats (Felis catus) and cheetahs (Acinonyx jubatas)

Filburn, Griffin – Effects of supplementation with a docosahexaenoic acid-enriched salmon oil on total plasma and plasma phospholipid fatty acid composition in the cat

und einige mehr…

Vielen lieben Dank auch nochmal an Anika, die uns (nicht nur bei diesem Artikel) unterstützt hat, immer ein offenes Ohr hatte und uns mit vielen Tipps versorgt hat. Danke, Anika!

Euer (Professor) Jasper

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