Heute wollen wir euch mal ein richtiges Schwergewicht vorstellen. Und das meinen wir nicht nur bildlich gesprochen.

Dies ist ein Standardwerk für alle, die an dem ‘Mehr’ als Katzenhalter interessiert sind. Den meisten werden die Begründer “Vera Schmidt” und “Marian Horzinek” ein Begriff sein. Die findet man in vielen Foren, Gruppen oder auf allen möglichen Seiten. Meist heißt es aber “im Horzinek steht”, weil sein Name ganz allein auf der Vorversion draufstand.

Das hat sich aber im Oktober 2014 geändert. Seitdem sind nämlich die drei “Lutz, Kohn, Forterre” federführend und was die da so fabriziert haben, das schauen wir uns jetzt mal näher an.

“Krankheiten der Katze”
Hans Lutz, Barbara Kohn, Franck Forterre
5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2014
1080 S. , 794 Abb. , gebunden
ISBN: 9783830412427
EUR [D] 179,99
EUR [A] 185,10

In insgesamt 41 Kapiteln werden alle ‘Zustände’ von Katzen, mit denen man als Tierarzt zu tun haben könnte, abgedeckt. Sogar ein Kapitel über Verhaltenskunde gibt es, welches von keinem geringeren als Dennis C. Turner verfasst wurde. Die 3 ‘neuen’ Herausgeber haben sich ja auch nicht alles selbst ausgedacht, sondern Fachleute für jedes Kapitel angeheuert.

Uns interessiert natürlich besonders das Kapitel Nummer 3: “Ernährung der gesunden und kranken Katze.” Dort ist unter anderem ein Rohfleischrezept angegeben und auch keine einzige Gegenstimme zu vernehmen. Wie kann das sein? Ein streng schulmedizinisches Gesamt(kunst)werk und nicht das übliche Salmonellenblabla?

Ah, ein Schritt zurück zur ersten Seite des Kapitels erklärt einiges. Es wurde von Jürgen Zentek verfasst. Inhaber eines Lehrstuhls für Tierernährung an der Uni Berlin und Verfasser von einigen Hundebüchern über die Rohfütterung. Bücher, die wir uns in dieser Form auch für Katzen wünschen würden. Aber hier hat man mit diesem Kapitel schon mal etwas prima Geeignetes in der Hand.

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(Linus versteht nicht, warum man ihn nicht als Titelbild genommen hat. Der Dödel. Natürlich wäre ich erste Wahl gewesen, aber ich hatte große Wäsche * erklär* )

Auch insgesamt ist dieses Werk erstaunlich aufgeklärt. Das Vorgängermodell haben wir uns – wie wir das mit allen teuren Büchern machen – über die Fernleihe der Bücherei für 2,50 Euro besorgt. Dabei hat man dann manchmal Glück, dass man es noch 1-2 mal verlängern kann und so ausreichend Zeit zur Recherche hat. Manchmal wird es aber auch nach 4 Wochen schon wieder zurückgefordert. Wir hatten das Werk vor rund 1,5 Jahren geordert und haben es nach 4 Wochen freiwillig wieder zurückgegeben, weil wir uns bei so vielen Sachen gedacht haben: “Das ist doch völlig überholt?!?” Selbst schulmedizinisch überholt. Also nicht nur, dass es vielleicht u. U. eine bessere Alternative Therapie gäbe. Nein, auch aus klassischer Sicht waren die Dinge überholt.

Umso gespannter waren wir auf die Neuauflage von Lutz, Kohn, Forterre und wir wurden nicht enttäuscht!

Erkrankungen, bei denen wir bereits Erfahrungen sammeln konnten oder über die wir recherchiert haben, wie z. B. Polyzythämie, Epilepsie, Harnwegsinfekt, Diabetes: alle sind auf dem richtigen Stand und in teilweise 1-3 Seiten ausführlich und vollständig abgehandelt.

Bei den Laborwerten werden für erhöhte Werte, die bei gebarften Katzen normal sind, denen aber gerne mal sofort eine Nierenerkrankung angedichtet wird, auch völlig korrekt “Fütterung mit Frischfleisch” oder “erhöhter Proteingehalt der Nahrung” als mögliche Ursachen angegeben.

Die Kapitel sind so aufgebaut, dass immer auch etwas zur Entstehung der Erkrankung oder des Zustands beschrieben wird, was man auch als Laie ganz gut nachvollziehen kann. Ein wenig medizinisches Vokabular sollte einem aber schon vertraut sein, ansonsten hilft das Internet.

Was ungewohnt ist, wenn man schon so einen Batzen Geld für ein Buch gelassen hat, ist die Werbung, die auf rund 10 Seiten im Buch auftaucht. Allerdings sind dies einzelne Seiten, die nicht wirklich stören, da man meist eh nur spezielle Abschnitte liest und nicht das ganze Buch in einem Rutsch durchlernt. Das wäre auch eine Leistung, vor der sogar wir unseren Fellhut ziehen würden und wir lesen schon unglaublich viel Kram.

Besonders toll finden wir aber, dass man mit diesem Buch jede Diskussion gewinnt! Tatsache! Es ist ein regelrechter Meinungsmacher. Wer das mal ausprobieren möchte, der nehme dieses 3.451 Gramm schwere Buch am unteren Rand in beide Hände, hebe die Arme über den Kopf, stelle sich vor seinen Diskussionspartner und lasse beide Arme gleichzeitig beherzt nach vorn unten sausen. Und *schwupps* schon habt ihr die Diskussion gewonnen!

(Die diese Rezension verfassenden Katzen übernehmen keine Haftung für evt. Dosi-Folgeschäden * anmerk *)

Alles in allem ist dieses Werk sehr empfehlenswert und für Organisationen, die viel mit (kranken) Katzen zu tun haben, eigentlich auch ein Muss, um schneller reagieren oder sicherer bei Behandlungsvorschlägen mitwirken zu können. Abgerundet wird das Buch nämlich durch eigene Erfahrungen oder Empfehlungen der Autoren. So ist auch schon mal zu lesen: “Es wird von den Autoren nicht empfohlen.”

So kann man aktiv mitdenken und als Katzenhalter schauen, was die Möglichkeiten sind, die Prognose oder einfach nur um vorbereitet zu sein. Selber Tierarzt spielen wird man auch mit diesem Buch nicht können. Und das ist auch gut so. Denn vor der Behandlung steht immer zuerst die Diagnose.

Wer mag, kann bei Google Books mal ein bisschen im Buch schnuppern: Krankheiten der Katze bei Google Books. Und für diejenigen, die hier die Alternativen Therapien vermissen, hält der Enke-Verlag auch noch genug andere Bücher parat.