Dieser Artikel ist die Fortsetzung von: Jasper: Reich mir mal die Chips rüber! [Kohlenhydrate in der Katzenernährung – Teil 1]

Und wozu benötigt man Kohlenhydrate in der Katzenernährung jetzt?

Es ist tatsächlich so, daß Katzen geringe Mengen an Glucose als Energie für den Zellstoffwechsel zwingend benötigen. Bliebe diese Energie aus könnten schwere Schäden wie z.B. im Gehirn entstehen. (Erklären wir in Teil 3 nochmal genauer). Die benötigte Glucose können Katzen auch aus Proteinen beziehen und das ist genauso effektiv. Die Kohlenhydrate ‚benötigen‘ tut die Katze also tatsächlich nicht.

Um der Katze jedoch einen angenehmen Stuhlgang zu verschaffen ist es sinnvoll ihr eine Verdauungshilfe in Form von Ballaststoffen zu geben. Vergesst nicht, daß Katzen sich immer erst melden, wenn es bereits zu spät ist. Ob der überaus gutaussehende  und hochintelligente Jasper schon vorher 2 Wochen aua hatte als er versucht hat sich den steinharten Proteinrest rauszudrücken, das wisst ihr nicht. Erst wenn er auf einmal versucht zu drücken und dabei miaut und das erst beim 5. Anlauf klappt und ein kirschgroßer Verdauungsrest hinten rauskommt, dann merkt ihr das. (Ist tatsächlich passiert) Ballaststoffe sind laut aller für diesen Artikel verwendeten Buchquellen in der Rohfütterung übrigens essenziell. Über die Unterschiede reden wir in Teil 3.

Wenn man sich den Bedarf und Nutzen anschaut muss man sich auch die andere Seite anschauen. Ein hoher Gehalt an Kohlenhydraten im Futter, welche man vorwiegend in Supermarkt-Dosenfutter und ganz besonders in Trockenfutter (mjn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn jn – oops, ich stand auf der Tastatur – ich habe Trockenfutter gehört) vorfindet, bewirken eine ganze Reihe von Problemen. Durchfall, Chronische Darmentzündungen, Diabetes, Blasenentzündungen, Übergewicht, Allergien, … die Liste ist lang.

Ok, also wir wissen jetzt wie es geht und was es ist. Wie viel benötigt die Katze nun davon?

Die natürliche Beute liegt bei einem Kohlenhydratgehalt von 2-3 %. Daran hat sich die Katze jetzt schon Trilliarden von Jahren *übertreib* angepasst, das wird auch die Firma mit dem Namen eines Planeten nicht ändern. Und wenn sie es noch so krampfhaft und verzweifelt versucht.

Dazu kommt, daß wir Katzen entgegen der allgemein verbreiteten Meinung nicht immer den Mageninhalt oder die Gedärme mitessen. Meist geschieht dies nur, weil das Beutetier zu klein ist. Ist es jedoch größer, wie z.B. ein Kaninchen, dann lassen Katzen den Magen auch liegen.

Um mal eine Vorstellung von der Menge zu haben: 2% sind ein halber Teelöffel Kohlenhydrate auf eine 150g Portion Rohmampf (durchschnittliche Tagesportion). Bis zu 10% gelten als allgemein akzeptabel. 5% sind eben besser. 2% noch besser, wobei man da seinen Weg zwischen all den möglichen Vorerkrankungen, der bisherigen Fütterungsmethode und dem verwendeten Futter finden muss. Essenziell sind Kohlenhydrate für den Katzenkörper jedoch nicht.

Rechenvergleich – Trockenmasse – wie viel Kohlenhydrate sind tatsächlich drin?

Wer sich jetzt mal gefragt hat wie viele Kohlenhydrate in dem von ihm verwendeten Futter drin sind kann das über den sog. NfE Wert bestimmen. NfE bezeichnet nach der Weender Analyse die „Stickstofffreien Extraktstoffe“, welche sich quasi aus Kohlenhydraten zusammensetzen. Einen einfachen und praktischen Rechner findet ihr hier: NfE Rechner bei Katzendiabetes – Dazu werden einfach von dem Wert 100 die Analysedaten auf der Packung nacheinander subtrahiert und das was übrigbleibt sind dann die Kohlenhydrate in der Gesamtmasse. Wenn man das wiederum durch den Gesamtanteil der Trockenmasse teilt hat man den Anteil an der Trockenmasse.

Trockenmasse ist das, was nach Abzug des Wassers übrigbleibt. Es gibt also einen Aufschluss darüber wie nährstoffreich das Futter tatsächlich ist.

Das Gewicht oder der prozentuale Anteil – Dose vs. Rohfütterung

„1000 Lügen machen eine Wahrheit“

Leider ist bei dem Umgang mit Kohlenhydraten (wir sagen das bewusst so pauschal) die Wertigkeit verloren gegangen, weil die Zweibeiner die Mengen nicht mehr in Bezug setzen oder sich nicht mehr anschauen welche Kohlenhydrate in dem Grünzeug tatsächlich enthalten sind. Wenn der eine von 5% Kohlenhydraten redet, kann der etwas ganz anderes meinen als der andere.

Hier mal ein Beispiel für die Berechnung des Kohlenhydratanteils dreier Dosenfutter

1)    Futter 1: Supermarktqualität „Herzhaft Kauen“:
Feuchtigkeit 80.0 %, Rohasche 1.5 %, Rohfaser 0.3 %, Rohfett 5.0 %, Rohprotein 9.0 %
Wenn man die Werte in den NfE Rechner eingibt erhält man einen Anteil an der Trockensubstanz von 21%, absoluter Anteil 4,2%

2)    Futter 2: Mittelklassequalität „Häppchen in Soße | Hühnchen & Pute“:
Feuchtigkeit 83.0 %, Rohasche 2.3 %, Rohfaser 0.5 %, Rohfett  4.5 %, Rohprotein 8.5 %
Wenn man die Werte in den NfE Rechner eingibt erhält man einen Anteil an der Trockensubstanz von 7,06%, absoluter Anteil 1,2%

3)    Futter 3: Premiumqualität „Om Nom Nom Huhn“:
Protein 11,2 %, Rohfett  6,5 %, Rohasche 1,9 %, Rohfaser 0,3 %, Feuchtigkeit 80,0 %
Wenn man die Werte in den NfE Rechner eingibt erhält man einen Anteil an der Trockensubstanz von 0,5%, absoluter Anteil 0,1%

Man kann also sehen, daß eine Bewertung der Qualität eines Futters durchaus im Zusammenhang mit dem Anteil der Kohlenhydrate steht. (Wem jetzt bei der Nennung der Rohanalysedaten eine immerwährende Frage im Gedächtnis aufgepoppt ist „Ach ja, Rohasche, was soll denn Asche in der Dose?“, der findet bei Anika einen tollen Artikel dazu: Was versteht man unter Rohasche?)

Und für die, die immer noch regelmäßig Trockenfutter als Hauptmahlzeit füttern und es immer noch nicht verstanden haben, gibt es hier auch noch 2 Beispiele von Trockenfuttersorten:

1)    Futter 1: Supermarktqualität „Adult Huhn“:
Feuchtigkeit  8.0 %, Rohasche 8.0 %, Rohfaser 1.5 %, Rohfett 11.0 %, Rohprotein 32.0 %
Wenn man die Werte in den NfE Rechner eingibt erhält man einen Anteil an der Trockensubstanz von 42,93 %, absoluter Anteil 39,5 %

2)    Futter 2: Premiumqualität „First 80% Chicken“:
Feuchtigkeit 7.6 %, Rohasche 9.9 %, Rohfaser 2.0 %, Rohfett  20.0 %, Rohprotein 47.0 %
Wenn man die Werte in den NfE Rechner eingibt erhält man einen Anteil an der Trockensubstanz von 14,61 %, absoluter Anteil 13,5 %

Wer jetzt sagt: „Ja Moment mal, da kommt ja noch Wasser dazu, dann verringert sich der absolute Anteil ja wieder“, der muss sich die Gegenfrage gefallen lassen wo das Wasser denn herkommen soll? Katzen haben als Wüstentiere kein natürliches Durstgefühl wie Hunde oder Menschen.

Und man sieht: Selbst das beste Trockenfutter ist immer noch schlechter als ein Mittelklasse-Nassfutter.

Der Begriff „Rohfaser“, der umgangssprachlich oft mit Ballaststoffen gleichgesetzt wird bezeichnet im Futter – ähnlich wie die Rohasche – den Anteil an Bestandteilen, der nach der Behandlung mit Säuren und Laugen übrigbleibt, also als unverdaulich gilt. Neben einem Drittel an Cellulose sind auch noch andere unverdauliche Bestandteile enthalten. Der tatsächliche Ballaststoffgehalt kann den 2- bis 6-fachen Wert der Rohfaser betragen und lässt sich nur schwer ableiten.

Wir halten fest für später: Trockenfutter, zu viele Kohlenhydrate – zu wenig Flüssigkeit.

Weiter geht es auf Seite 2