Worum geht es? Nun, um 64 Seiten  Ratgeber, 90 Farbfotos und viel Wissen von Dr. Michael Streicher, der uns bereits aus der Pfotenhieb in angenehmer Erinnerung ist und der im hessischen Oberursel eine reine Katzenpraxis betreibt. Und der dort – wie es sich für einen Tierarzt gehört – Katzenkeksbackkurse anbietet 😉 (unter anderem).

Und so sieht das aus:

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(Jasper mit Buch und ‘Mini-Me’ auf dem Cover)

“Häh? Bin ich das?”

Nee, ist er nicht. Wobei das Pu-Brust Foto ja auch covertauglich gewesen wäre… aber zurück zum Buch.

Man merkt schnell, daß die 64 Seiten sich nach mehr anfühlen, ist es doch ganz schön voll mit ganz schön vielen Informationen. In feiner G&U Ratgeber Manier, also schwere Themen leicht aufbereitet und somit verständlich für jeden Leser. Bevor wir darüber quacksalbern gehen wir mal von dem Leserkreis aus, für den es geschrieben sein dürfte. Wir denken, daß es die Tante Berta sein müsste, die schon öfter gehört hat, daß die kleinen Döschen mit “Wild in Preiselbeersoße” gar kein Wild enthalten sondern hauptsächlich “Schwein komplett” (also mit Hufe und so) und die deswegen empört ist und für Kater Bärli nur das Beste will. Kater Bärli soll ab sofort gesund ernährt werden und genau deswegen hat sie dieses Buch gekauft.

Für Tante Berta die perfekte Wahl, wie wir finden.

Tante Berta wird nach ein bisschen Geschichte und Anatomie sowie dem “Mausbausatz” auf den ersten Seiten gleich feststellen, daß Kater Bärli zu fett ist. Stolze 5,2 Kilo bringt er auf die Waage, als Europäische Kurzhaarkatze dürfte er aber nur 4,3 Kilo auf die Waage bringen. Wir können Tante Berta beruhigen. Der Hungerhaken Linus wäre mit seinen 4,9 Kilo auch viel zu fett, was er aber ganz und gar nicht ist. Hier mal der schmollende Linus, als er festgestellt hat, daß er eine übergewichtige Fettbacke ist:

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Ich bin mit meinen 5,1 dagegen als “Schwere Rassen Mix” genau perfekt. War ja auch nicht anders zu erwarten…

Laut FBMI ist Linus dann aber auch wieder irgendwo zwischen ‘stark abgemagert’ und nahe ‘ideal’. Für Kater Bärli mit dem Hängebauch sehen wir dagegen magere Zeiten in unserer Glaskugel. Dann gibt es kurz und knackig die wichtigsten Informationen zum Futter. Bedarfswerte, böses Trockenfutter, gutes Fleisch, böse Kohlenhydrate, gutes Fett und böse Zwiebeln und Co. sind allesamt auf dem neusten Stand und bekommen das Jaspersiegel. BARF wird angerissen und auch die Kernaussage ‘BARFen kann richtig gemacht sehr positiv sein, falsch gemacht aber auch sehr negativ’ bekommt das Jaspersiegel.

Bei vielen Büchern würde jetzt das BARFen erklärt – bei unserem Buch auch, wenn wir denn eines schreiben würden – bei Herrn Dr. Streicher wird jetzt  gekocht. Für Tante Berta ist das perfekt. Sie hat sowieso Zeit und rohes Fleisch ist ihr suspekt. Sie muss nur noch den Mineralmix bestellen, von dem der Katzen-Michi redet, den aber irgendwie keiner kennt. Aber er sagt ja auch, daß man jeden anderen nehmen kann und nach Herstellerangaben verwenden soll. Tante Berta muss sich da nur noch überlegen, ob sie etwas Natürliches verwenden möchte oder etwas Synthetisches.

Auch auf die Möglichkeit einer Ernährungsberatung wird hingewiesen. Gleich mal gucken. Ah, Berlin und München stehen zur Auswahl. Zentek oder Kienzle. Kienzle wäre uns persönlich lieber, aber braucht man ja (noch) gar nicht. Bei einer gesunden Katze kann man das Geld problemlos in Fleisch, das Buch, eine Dose Taurin und den Mineralmix investieren. Für eine Katze die bereits eine Krankheit hat wäre die Inanspruchnahme allerdings sehr empfehlenswert. Kater Bärli ist aber nicht krank und deswegen holt Tante Berta jetzt die Töpfe raus.

2 Snackrezepte, 5 Kochrezepte und am Ende heimlich untergeschoben stehen sogar 2 rohe Rezepte. Als Öl würden wir kleinen Klugscheisser natürlich auf die pflanzlichen Öle verzichten und der EPA und DHA wegen das Lachsöl nehmen, ansonsten sind die Rezepte ausgewogen und könnten funktionieren. Die Mengen erscheinen uns auf den ersten Blick recht hoch. Aber das ist vermutlich nur das Barferauge. Etwas mehr Fett würden wir uns wünschen. Wir würden die Sachen daher lieber in Schweineschmalz oder Gänseschmalz anbraten, wenn schon gebraten wird. (Stichwort Omega-6:Omega-3 Verhältnis) Oder einfach mit 2-3 EL Wasser in der Pfanne “braten” dann kann man den Fleischsaft mitverwenden in den sich ein Teil der Vitamine verflüchtigt hat. Und wie die Nennung der Mineralmischung würden wir uns wünschen, daß die Taurinangabe unter jedem Rezept steht und nicht nur eingangs in 2 Sätzen erklärt. Das könnte sonst den Eindruck erwecken es wäre gar nicht so wichtig und man könnte es auch weglassen. Wenn man natürlich einen anderen Zusatz verwendet, ein sog. Supplement, welches schon Taurin enthält, dann ist das auch wieder vernachlässigbar.

Könnte, müsste, hätte sind ja so Wörter, die auch in Verbindung mit Katzen vermehrt verwendet werden. Warum das so ist und warum Katzen keine kleinen Hunde sind, die oftmals alles schlucken was man ihnen anbietet, das folgt dann im nächsten Kapitel.

“Futter für Spezialfälle” erklärt auch sogar worauf es bei bestimmten Krankheiten ankommt. Es wird erklärt, wie Kater Bärli abspecken kann. Und es wird empfohlen wie man die kleinen Neophoben dazu bewegt das neue Futter zu akzeptieren, wofür natürlich auch dieses Buch kein Garant ist. Wie man es gleich zu Beginn bei Katzenbabys richtig macht gehört zum Buch auch dazu.

Noch ein Wort in eigener Sache zu den Rezepten für Tante Berta. Die 5 Kochrezepte reichen durchaus aus, seine Katzen ‘gesund’ zu ernähren. “Neues auszuprobieren” ist menschlich, aber nicht kätzisch. Wer also nach neuen und weiteren Rezepten sucht, der sollte bei den angebotenen “Katzenkochbüchern” oder Rezeptsammlungen im Internet sehr kritisch sein. Wir haben schon Zusammenstellungen gesehen, da stehen einem die Haare zu Berge. Und nicht nur die im Nacken! Unser Favorit dabei der “Lebertopf a la Karl-Heinz” – gefühlte zehntausendmal überdosiert mit Vitamin A.

Für Tante Berta ist das Buch die perfekte Wahl. Ein zweites braucht sie gar nicht mehr. Onkel Paul mit seinen 3 Mietzen, der immer alles hinterfragt und für den das BARFen am Ende die Wahl der Qual *kicher* sein wird, der sollte lieber noch ein Jahr auf das Katzen BARFen Buch im G&U Verlag warten. Das könnte was werden. Allerdings hat man uns nicht verraten dürfen wer es schreibt. Wir hoffen daß es nicht jemand aus Berlin sein wird. Oder Onkel Paul weicht solange auf eines der amerikanischen Bücher aus.

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“Katzen gesund ernähren” von Dr. vet. med Michael Streicher
(Der tolle Kater links ist beim Buch nicht dabei! Sorry, Folks…)